Die Wünsche werden den Kopf verlassen und in der Nachbarschaft spazieren gehen. Treffen wir uns in der Steppe nebenan.

CO HABITAT/SUPER COHABITAT

Können öffentliche Orte auch aus ökologisch wertvollen, artenreichen Freiräumen bestehen – als CO HABITAT ?

Ist es ein Ort auf der Höhe der Zeit ?  

Ist es ein möglicher öffentlicher Ort in der Stadt der Zukunft ?

Im Zuge dieser Fragestellung inszeniert Gabriele Sturm biodiverse Vegetationsgemeinschaften als einen artenreichen urbanen Lebensraum.

Diesen strukturreichen Raum stellt sie mögliches Format für einen öffentlichen und sozialen Raum – als CO HABITAT für alle Lebewesen – zur Diskussion.

Mit ihrer  Interventionen Steppensteg, einem Aussichtssteg mit Bodenflächen aus Glas, setzt sie an vier Stationen in Wien biodiverse Lebensgemeinschaften als einen besonderen Ort in Szene.

Die Bodenflächen sind als Sprossen angeordnet, zwischen denen der Regen zu Boden fällt.

Glas läßt das Tageslicht weiterhin auf die Vegetation scheinen.

Diese Intervention, die kaum den Boden berührt, Licht und Wasser durchlässig ist, thematisiert das Anliegen, Eingriffe so minimal wie möglich zu halten, um in Koexistenz mit anderen Lebensformen Konzepte umzusetzen, den Raum vielfältig belebt zu halten.

Mit CO HABITAT entwirft Gabriele Sturm die Vision biodiverser urbaner Räume, in denen eine Koexistenz mit ALLEN Lebewesen möglich ist – kein „Entweder-oder“, sondern ein „Sowohl-als-auch“ von artenreichen Vegetationsgemeinschaften, Insekten, Wild/Tieren wie anthropogenem Lebensraum – ein SUPER COHABITAT. Mit einer ihrer Interventionen, dem Steppensteg, inszeniert die Künstlerin temporär existierende Pflanzengesellschaften/Biotope urbaner Flächen, welche sich in der Warteschleife für eine neue Raumplanung befinden, als mögliches Format für den öffentlichen und sozialen Raum.

In der Seestadt spannt Gabriele Sturm ihr inhaltliches Feld zwischen Hannah Arendts DENKEN OHNE GELÄNDER, der „Seed Bomb“ werfenden Green Guerilla Aktivistin Liz Christy, die den ersten COMMUNITY GARDEN 1973 in New York gründete und der aktuellen Ausstellung FRAUEN BAUEN STADT auf, welche alle Plätze, Wege und Ausstellung in der Seestadt sind. Diese Positionen lassen sich mit weiteren Perspektiven unter dem Blickwinkel der Fragestellung ausleuchten, wie öffentliche Räume als CO HABITAT bzw. SUPER COHABITAT entwickelt und bestehende Teile davon in den urbanen Raum integriert werden können.

Vorhandene Microhabitate an Weg- und Ackerrändern, in öffentlichen Grünräumen, Gemüsegartengestaltungen und der Wall mit reichhaltigen Vegetationsformen, auf dem der Steppensteg mit einem Panormamblick thront, lassen sich zu einem Netzwerk an biodiversen Refugien, dem SUPER COHABITAT weiterspinnen. Mit einem Methodengerüst, zusammengesetzt aus verschiedenen Trägerteilen, können wir den spaziergehenden Wünschen in unserem Kopf einen Raum geben, ihnen einen Freigang gönnen. Mit diesen „Freigängen“ können wir die artenreichen Pflanzengesellschaften und ihre unterschiedlichen Besiedler*innen ein Stück begleiten.

Gabriele Sturm* Osttirol, lebt und arbeitet in Wien
Quelle: KÖR