Karoline Mayer & Katharina Ritter, Kuratorinnen Architekturzentrum Wien

Kuratorinnen der Ausstellung „Boden für alle“

Klimakrise = Bodenkrise

Die Welt mag flach und unendlich erscheinen, aber sie ist und bleibt rund – mit einer begrenzten Oberfläche. Der Boden, den wir für unser Überleben brauchen, ist eine Ressource, die nicht vermehrbar ist. Es ist erstaunlich, wie oft diese Tatsache wiederholt werden kann und trotzdem noch „Aha“-Erlebnisse hervorruft. Die Zersiedelung des Landes wird schon seit Jahrzehnten angeprangert. Mittlerweile könnten alle Österreicher*innen in bereits bestehenden Einfamilienhäusern untergebracht werden[1], und trotzdem wird weiter Bauland gewidmet, werden neue Einkaufszentren auf der grünen Wiese und Chaletdörfer in den Alpen errichtet. Die fortschreitende Versiegelung trägt zur Klimakrise bei und gefährdet die Ernährungssicherheit. Die Hortung von und Spekulation mit Grundstücken verteuert das Wohnen und führt zu einer schleichenden Privatisierung des öffentlichen Raums. Angesichts der drohenden Klimakatastrophe und steigender Wohnungspreise stellt sich die Frage, ob der bisherige Weg mit maximalen Kompromissen und minimalen Anpassungen noch tragbar ist. Wo bleibt eine weitreichende und mutige Bodenpolitik?

Mit der Ausstellung und gleichnamigen Publikation „Boden für Alle“ hat sich das Architekturzentrum Wien 2020 das Ziel gesetzt, einerseits die vielen Kräfte, die an unserem Boden zerren, sichtbar zu machen und sich der Komplexität des Themas zu stellen. Andererseits sollten auch viele positive Beispiele aufzeigen, dass der Schlüssel zu einer umweltschonenden, gerechteren und schöneren Welt zu unseren Füßen liegt. Zwei städtische Beispiele sollen belegen, was eine mutige Stadtpolitik und vorausschauende Planung zu verändern vermag:

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Gabriele Sturm
Eine künstlerisch-aktivistische Praxis

Philippe Batka

In ihren Bildern, Installationen und Interventionen zeigt Gabriele Sturm fortwährend neue Horizonte auf, die die Gegenwart in kontrastreichem Licht erscheinen lassen. Häufig vermittelt sie dabei zwischen Nahem und Fernem. Etwa wenn sie die Herkunftswege unserer Supermarktwaren untersucht und sich dafür selbst mit einer Ladung Tomaten auf die Reise vom Anbauort bis zum Verkaufsregal begibt. Sie deckt die Zusammenhänge unserer globalisierten Welt auf, in der niemandes Handeln folgenlos bleiben kann.

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Platz für den öffentlichen Raum 

Der öffentliche Raum gewinnt an Bedeutung. Das liegt vorwiegend am spürbaren Wandel des Klimas aber auch an immer kleiner werdenden Wohnungen bei steigenden Mieten. Dabei wächst auch das Interesse an Planungsprozessen und das Bedürfnis zu partizipieren – was sich auch an der Entstehung von Bewegungen wie Guerilla Gardening, Grätzl Oasen, Nachbarschaftsgärten etc. zeigt. Für die Stadtentwicklung ist dabei wichtig, die Gratwanderung zwischen Bürgerbeteiligung und aufgesetzter Planung zu meistern: Es darf weder zu einer Bevormundung von oben, noch zu blindem Befolgen der (lautesten) Zurufe aus der Bevölkerung kommen. Die komplexen Zusammenhänge, die eine funktionierende Stadt und einen gelungenen öffentlichen Raum ausmachen, sind den meisten Menschen gar nicht bewusst.

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COHABITAT / SUPER COHABITAT

Gabriele Sturm
Die Wünsche werden den Kopf verlassen und in der Nachbarschaft spazieren gehen.
Treffen wir uns in der Steppe nebenan.

Können öffentliche Orte auch aus ökologisch wertvollen, artenreichen Freiräumen bestehen – als CO HABITAT ?

Ist es ein Ort auf der Höhe der Zeit ?  

Ist es ein möglicher öffentlicher Ort in der Stadt der Zukunft ?

Im Zuge dieser Fragestellung inszeniert Gabriele Sturm biodiverse Vegetationsgemeinschaften als einen artenreichen urbanen Lebensraum.

Diesen strukturreichen Raum stellt sie mögliches Format für einen öffentlichen und sozialen Raum – als CO HABITAT für alle Lebewesen – zur Diskussion.

Mit ihrer  Interventionen Steppensteg, einem Aussichtssteg mit Bodenflächen aus Glas, setzt sie an vier Stationen in Wien biodiverse Lebensgemeinschaften als einen besonderen Ort in Szene.

Die Bodenflächen sind als Sprossen angeordnet, zwischen denen der Regen zu Boden fällt.

Glas läßt das Tageslicht weiterhin auf die Vegetation scheinen.

Diese Intervention, die kaum den Boden berührt, Licht und Wasser durchlässig ist, thematisiert das Anliegen, Eingriffe so minimal wie möglich zu halten, um in Koexistenz mit anderen Lebensformen Konzepte umzusetzen, den Raum vielfältig belebt zu halten.

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Workshop SOLARSTROM – tragbare Box mit Stecker von Roland Tappeiner

26.10, 16.00 Uhr, U Bahnstation U2 Seestadt, Ausgang beim Busbereich – das ist die Fahrtrichtung.

Solarstrom – tragbare, modulare Solarsteckdose mit einem Gehäuse – off grid. Form: dreieckig, Steckdosen an der Rückwand. Für Licht, Handyaufladen, Laptop anschliessen, etc., wo auch immer, beim Entspannen und Geniessen in der Gstettn. Summen der Insekten aufnehmen, ohne daß der Akku leerläuft… Der Workshop besteht aus zwei Teilen, dem theoretischen Teil, der die Grundlagen vermittelt und dem praktischen Teil, in dem eine kleine Solarbox zusammengebaut wird.  – zum nachbauen. Auch in Elektrotechnik noch nicht bewanderte Personen können das zusammenbauen, warten und reparieren lernen.

Roland Tappeiner studierte Elektrotechnik, arbeitete beim europäischen Patentamt in Den Haag und in München als Patentprüfer. Er gründete SEPS = Solar Electric Power Solutions. 2011 patentierte von Roland Tappeiner die modulare Solarsteckdose.

CO HABITAT

Können öffentliche Orte auch aus ökologisch wertvollen, artenreichen Freiräumen bestehen – als CO HABITAT ?

Ist es ein Ort auf der Höhe der Zeit ?  

Ist es ein möglicher öffentlicher Ort in der Stadt der Zukunft ?

Im Zuge dieser Fragestellung inszeniert Gabriele Sturm biodiverse Vegetationsgemeinschaften als einen artenreichen urbanen Lebensraum.

Diesen strukturreichen Raum stellt sie mögliches Format für einen öffentlichen und sozialen Raum – als CO HABITAT für alle Lebewesen – zur Diskussion.

Mit ihrer  Interventionen Steppensteg, einem Aussichtssteg mit Bodenflächen aus Glas, setzt sie an vier Stationen in Wien biodiverse Lebensgemeinschaften als einen besonderen Ort in Szene.

Die Bodenflächen sind als Sprossen angeordnet, zwischen denen der Regen zu Boden fällt.

Glas läßt das Tageslicht weiterhin auf die Vegetation scheinen.

Diese Intervention, die kaum den Boden berührt, Licht und Wasser durchlässig ist, thematisiert das Anliegen, Eingriffe so minimal wie möglich zu halten, um in Koexistenz mit anderen Lebensformen Konzepte umzusetzen, den Raum vielfältig belebt zu halten.

In ihren Aktionen und Diskussionen reflektiert Gabriele Sturm das Thema CO HABITAT unter immer wieder anderen Gesichtspunkten und verortet mit diesen Diskursen die temporären, biodiversen Lebensräume neu.

Diese ungeplanten Vegetationsflächen begreift die Künstlerin als Orte in der Stadtlandschaft, die ein lebendiges Muster sich öffnender und schließender Räume ergeben. Stadträume, die transformiert werden, sind mögliche, noch nicht verwirklichte, undefinierte Orte, deren Flächen von der Natur besiedelt werden.

Ein Ort, der noch nicht definiert ist, steckt voller Möglichkeiten. Der ökologischen, erlebnisreichen und vor allem sozialen Relevanz artenreicher Lebensräume für unsere Lebensqualität in der Stadt will Gabriele Sturm in ihrem Projekt nachgehen und damit Möglichkeiten bieten, gemeinsam ein Paradies zu entdecken.

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